Kompositorisch fällt
mit dem Beginn des dritten Kapitels die Mitte des Textes zusammen.
Schweden liegt von Christian und dem Winter gebändigt wie tot da.
Die Verlobten scheinen im modernen Sinne die Geschehnisse zu
verdrängen. Rosen fühlt zwar bittere Enttäuschung über die
nächtliche Szene auf Torpa, deren Mitwisser er wurde, Karin aber
begreift in ihrer „ahnungslosen Unschuld“ (S. 117) nichts von
seinem Loyalitätskonflikt und seiner Eifersucht, die der auktoriale
Erzähler allgemein kommentiert (vgl. 120 f.). Gerüchte verbreiten
sich über einen Aufstand in Darlana unter Führung Wasas, über
Enthauptungen sogar von Kindern und einer vermeindlichen Loyalität
Stenbocks, die sich auch auf die Anwesenheit Rosens gründet. Am 1.
Mai soll endlich Hochzeit sein und Christian II. persönlich an der
Feier teilnehmen.
Nach dem historischen
Rückblick in Kapitel II wird die Haupthandlung bzw. der
Hauptkonflikt wieder aufgenommen. Lässt man Kapitel II in der
Aktzählung aus, würde sich bei dem Hochzeitsthema in Kapitel V ein
vierter Akt mit der Peripetie erwarten lassen: diese ist der
missglückte nächtliche Anschlag auf Christian, der zur Katastrophe
führt (Kap. VI = Akt V). Novellistisch fällt damit eine Dublette
des zweiflügeligen Falkentopos zusammen. In Kapitel VII setzt Jensen
als Historiker wieder ein und schildert verkürzt auf ein Jahr den
Machtkampf Wasas bis zur Krönung, die historisch erst drei Jahre
später erfolgen sollte. Es spricht vieles dafür, dass die Dramatik
Jensen stärker beschäftigt als die historische Faktizität. Das
dritte künstlerische Mittel, die Parallelsetzung von Jahreszeiten
und Naturphänomenen zum historischen Geschehen poetisiert
stilistisch den Gesamtablauf zu einer Einheit von Geschichte und
Natur.
Christian II (Kap. IV)
zieht gut gelaunt mit großem Gefolge heran, wird respektvoll
empfangen und mit zwölf Rittern im Schloss einquartiert. Sogar Brita
Stenbock heißt ihn willkommen und wünscht, dass sein Verweilen im
Hause Schweden zum Heile gereiche (S.133). Karin erscheint in
vollendeter Schönheit erst zur Abendtafel und Christian plaziert sie
neben sich. Während der ausgelassenen Mahles, bei dem man besorgt
fragt, ob Stenbock nicht seine Tochter Christian zugedacht habe,
verabredet der trunkene König einen nächtlichen Besuch bei Karin –
eine Stunde, nachdem alles zur Ruhe gegangen (S. 140).
Nachts bricht mit dem
Kapitel V der Frühling ein – statt des wagnerischen Weichens der
Winterstürme tost der Trollhättan. Durch den besagten Tunnel dringt
Wasa mit vierzig Nordmännern ins Schloss.
Christian wacht und
wartet, von unheilvollen Vorzeichen beunruhigt. Wiederum reduziert
sich das Geschehen szenisch auf zwei benachbarte Zimmer. Doch Gustav
Rosen kommt als erster zu Karin, die ihn zu ihrem Schutz gebeten hat
und jetzt in den bevorstehenden Anschlag einweiht. Er ist völlig
bestürzt, geht es doch um seine Ehre dem König gegenüber, während
ihm ein Bekenntnis zu Schweden abverlangt wird. Als er hört, dass
Gustav Wasa die Meuterer anführt, ist die Entscheidung des
Eifersüchtigen gefällt: er schlägt Alarm und bringt den König vom
Gang zurück in Sicherheit. Karin ruft ihren Leuten zu, dass Gustav
Rosen sie verraten habe. Während des Kampfes gegen die übermächtigen
Dänen entkommen die Verschwörer durch den Trollhättan-Gang. Wasa
rettet erneut Karin, die sich ohnmächtig „als wäre sie eine
Königin“ (S. 155) davon tragen lässt. In den Booten entdeckt man,
dass Brita Stenbock im Schloss vergessen wurde, man opfert sie für
Schweden, denn Gustav Rosen erscheint mit dänischen Soldaten. Er
hindert diese um Karins willen jedoch daran, auf das Boot zu
schießen. Karin reagiert nicht auf Rosen Rufe und entscheidet sich
auf Wasas Frage, ob sie zurück wolle: „Niemals. Zwischen ihm und
mir liegt ein Abgrund, wie der Trollhättan zwischen diesem Ufer und
jenem. Mein Herz gehört dem nicht mehr, der Schweden verriet“ (S.
158). Wasa gegenüber verspricht sie ihre frei gewordene Hand
demjenigen, der sowohl ihre Liebe hat als auch Schweden befreit.
Die Vaterländer trennen
die Liebenden endgültig. Das Prinzip des Patriotismus erweist sich
als stärker, ist aber nicht dasselbe. Freiheit steht gegen
Vorherrschaft. Trotz der Herzenwunde, die Rosen durch Karins
Zurückweisung vertieft empfängt, hat er seine nationale Identität
durch die Rettung seines Souveräns behauptet. In dem Konflikt ist
die Liebe die Verliererin. Doch hier führt Jensen im Kapitel VI
(=Akt V) die Problematik der Unvereinbarkeit noch einen Schritt
weiter und zeigt, dass die dänische Loyalität auf schwedischem
Boden gegenüber einem Tyrannen nichts gilt und katastrophale Folgen
hat.
Christian wütet dieweil
auf Torpa, lässt alle als Verräter enthaupten und Brita Stenbock
vorführen, die ihn richten, aber nicht ermorden lassen wollte. Darin
hatte sie bei ihrem Willkommen das Heil Schwedens gesehen. Sie
berichtet, dass Karin den Plan dazu entworfen habe. Aus zynischer
Rache lässt Christian Brita als Ersatzbraut zusammen mit Rosen an
den Altar ketten, das Schloss anzünden und wartet dessen
Einäscherung ab.
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