Henrik Ibsen hatte den
Stoff sehr frei 1854 zu einem Schauspiel in fünf Aufzügen
verarbeitet. Aus Vergleichsgründen werfen wir einen Blick auf das
Szenarium des 1. und II. Aktes:1
Gespenstischer Rittersaal
des Schlosses Oestrot bei schwachem Mondlicht während einer
stürmischen Nacht. Bauern dringen zu Frau Inger vor und bitten um
Waffen, um am Aufstand in Darlekarlien gegen Gustav Wasa teil zu
nehmen und dabei Norwegen auch von der Fremdherrschaft der Dänen
zu befreien. Sie rät davon ab, weil Friedrich von Dänemark
seinem Freund Wasa beistehen würde. Ihre Tochter Eline erinnert
vergebenlich daran, dass die anscheinend zögernde Inger die Hoffnung
des Landes verkörpere und alle auf ihr Zeichen hofften. Inger
erwartet in eben dieser Nacht einen dänischen Unterhändler als
unerkannt zu bleibenden Gast. Die Bauen sind misstrauisch und die
feindlichen Schweden in Schlossnähe. Zwar möchte sie den
Freiraum vor der noch nicht erfolgten Königswahl Friedrichs für die
Rechte und Einheit Norwegen nutzen, will und kann nicht selber mehr
sich an die Spitze stellen – auch um der vielen Opfer willen und
nicht zuletzt wegen ihres Alters.
Doch zunächst taucht
der verfemte Norweger Olaf Skaktavl auf und versucht, von ihr
das Zeichen zum Aufstand zu erhalten. Er erinnert sie an ihre erste
Begegnung vor rund fünfunddreißig Jahren, als sie als
fünfzehnjährige die Auserkorene war, das Land vom Sklavenjoch
zu befreien und dies auch mit allen beschworen hatte.
Olaf wird versteckt, als
der dänische Reichsrat Nils Lykke erscheint - er hatte ihre
verstorbene Tochter Lucia entehrt und heiratete dennoch später
unbeeinträchtigt von der auf Rache sinnenden Inger die Tochter Eline
- , und sich sofort der Fluchtmöglichkeiten versichert: „Man
spricht zwar von unterirdischen Gängen; aber niemand
kennt sie außer Frau Inger und vielleicht Jungfer Eline.“ (S. 68)
Er vermutet den Sohn Sten Stures auf dem Schloss und will Inger mit
politischen Zusagen überlisten, um Sture aus dem Versteck zu locken
(vgl. S. 91ff.). Inger ist des echten Stures Mutter, was nur sie
bisher weiß. Die Dänen versprechen sich in Sture einen Rivalen
Wasas für ihre Zwecke. Allerdings existieren zwei Nils Sture, ein
legitimer und der schwedische Betrüger, die hier bei Ibsen identisch
sind. In derselben Nacht taucht Nils auf und gibt sich Nils Lykke zu
erkennen. Die Schweden erstürmen das Schloss, woraufhin Inger ihren
Sohn töten lässt und darob den Verstand verliert.
1Vgl.
Henrik Ibsens: Sämtliche Werke in deutscher Sprache II.(E.
Klingenfeld: Die Herrin von Oetrot).Berlin: Fischer 1898, S. 34-61.
Sie ist bei Ibsen die Mutter von Nils Sture (hier Nils Stensson),
dem Sohn des Reichverwesers Sten Sture, gibt sich aber als solche
nicht zu erkennen.
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