Mittwoch, 31. Dezember 2014

VI. Parallelen

Henrik Ibsen hatte den Stoff sehr frei 1854 zu einem Schauspiel in fünf Aufzügen verarbeitet. Aus Vergleichsgründen werfen wir einen Blick auf das Szenarium des 1. und II. Aktes:1
Gespenstischer Rittersaal des Schlosses Oestrot bei schwachem Mondlicht während einer stürmischen Nacht. Bauern dringen zu Frau Inger vor und bitten um Waffen, um am Aufstand in Darlekarlien gegen Gustav Wasa teil zu nehmen und dabei Norwegen auch von der Fremdherrschaft der Dänen zu befreien. Sie rät davon ab, weil Friedrich von Dänemark seinem Freund Wasa beistehen würde. Ihre Tochter Eline erinnert vergebenlich daran, dass die anscheinend zögernde Inger die Hoffnung des Landes verkörpere und alle auf ihr Zeichen hofften. Inger erwartet in eben dieser Nacht einen dänischen Unterhändler als unerkannt zu bleibenden Gast. Die Bauen sind misstrauisch und die feindlichen Schweden in Schlossnähe. Zwar möchte sie den Freiraum vor der noch nicht erfolgten Königswahl Friedrichs für die Rechte und Einheit Norwegen nutzen, will und kann nicht selber mehr sich an die Spitze stellen – auch um der vielen Opfer willen und nicht zuletzt wegen ihres Alters.
Doch zunächst taucht der verfemte Norweger Olaf Skaktavl auf und versucht, von ihr das Zeichen zum Aufstand zu erhalten. Er erinnert sie an ihre erste Begegnung vor rund fünfunddreißig Jahren, als sie als fünfzehnjährige die Auserkorene war, das Land vom Sklavenjoch zu befreien und dies auch mit allen beschworen hatte.
Olaf wird versteckt, als der dänische Reichsrat Nils Lykke erscheint - er hatte ihre verstorbene Tochter Lucia entehrt und heiratete dennoch später unbeeinträchtigt von der auf Rache sinnenden Inger die Tochter Eline - , und sich sofort der Fluchtmöglichkeiten versichert: „Man spricht zwar von unterirdischen Gängen; aber niemand kennt sie außer Frau Inger und vielleicht Jungfer Eline.“ (S. 68) Er vermutet den Sohn Sten Stures auf dem Schloss und will Inger mit politischen Zusagen überlisten, um Sture aus dem Versteck zu locken (vgl. S. 91ff.). Inger ist des echten Stures Mutter, was nur sie bisher weiß. Die Dänen versprechen sich in Sture einen Rivalen Wasas für ihre Zwecke. Allerdings existieren zwei Nils Sture, ein legitimer und der schwedische Betrüger, die hier bei Ibsen identisch sind. In derselben Nacht taucht Nils auf und gibt sich Nils Lykke zu erkennen. Die Schweden erstürmen das Schloss, woraufhin Inger ihren Sohn töten lässt und darob den Verstand verliert.

1Vgl. Henrik Ibsens: Sämtliche Werke in deutscher Sprache II.(E. Klingenfeld: Die Herrin von Oetrot).Berlin: Fischer 1898, S. 34-61. Sie ist bei Ibsen die Mutter von Nils Sture (hier Nils Stensson), dem Sohn des Reichverwesers Sten Sture, gibt sich aber als solche nicht zu erkennen.   

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen