Der Stoff für „Karin
von Schweden“ scheint aus den politischen Zeitumständen der
Entstehung der Novelle um 1866 aktualisiert. Die Idee hingegen, die
Hintergrunds-Geschichte Gustav Wasas aufzugreifen und dabei König
und Königin eine Generation zurück zu versetzen, stammt aus einer
anderen Quelle. H.Landsberg wies im Vorwort einer späteren Auflage
von „Westwardhome“ darauf hin, dass es von Interesse sei, „Karin
von Schweden“ mit Henrik Ibsens historischem Frühwerk „Frau
Inger auf Östrot“ zu vergleichen.1
Ibsen gestaltete hier in
seinem Frühwerk eine Episode aus dem Kampf Norwegens um
Selbstbehauptung gegenüber Dänemark - zeitlich nach der Krönung
Gustav Wasas I., 1523 gelegen, als dieser seine Krone gegenüber
Aufständischen behaupten musste und dabei auch Norwegen bedrohte.
Nach der Absetzung Christians II. hatte der dänische Adel im
Dezember 1523 Friedrich I. von Holstein die Krone übertragen.2
Das norwegische Lehnswesen hätte daraufhin ebenso wie der neue König
vom Reichsrat bestätigt werden müssen, was zu einem
innernorwegischen Machtkampf führte und sich eigentlich bis zu dem
Versuch Christians II. 1531/32 hinzog, als er mit Unterstützung der
Niederlande und seines Schwagers Karl V. vergeblich versuchte, über
Norwegen, das ihn kurzzeitig wieder als König anerkannte, in seine
alten Rechte über die drei Länder einzutreten. Erst 1532 wurde er
von Friedrich mit Unterstützung Lübecks und Wasas geschlagen und
für den Rest seines Lebens festgesetzt. Das Legalitätsproblem der
Nachfolge hatte noch einen Seitenaspekt: ein angeblicher Sohn des
letzten schwedischen Regenten, Sten Sture, tauchte in Norwegen auf
und brachte Gustav Wasa in zusätzliche Schwierigkeiten.3
In diese Affäre verstrickt war Inger Ottersdatter zu Austråt
bei Trondheim aus altem norwegischen Adel, die ihre Interessen nicht
nur durch eine geschickte Verheiratung ihrer sechs Töchter mit
dänischen Reichsräten zu wahren versuchte, sondern heimlich auch
für einen Aufstand für Norwegens Selbständigkeit warb.
1Vgl.
ders. In: Wilhelm Jensen: Westwardhome. Leipzig: Max Hesse nach
1906, S. 5 f. , wo es um romantische Sentimentalitäten geht, die
bei Jensen eher überwunden werden.
2Vgl.
Aschehougs Norges Historie. Bind 5, S. 15f-27.
3Vgl.
Geijer 1834, S. 58 f.. 68 f.: Dieser war ein Bauernknecht aus
Westmanland, den die Dalarner Mittelschwedens unterstützten und der
Erzbischof von Trondheim. Er umgab sich in Norwegen mit einem
Hofstaat, wurde dort als Betrüger entlarvt und später in Rostock
hingerichtet.
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