Mittwoch, 31. Dezember 2014

V. Ibsen als Quelle

Der Stoff für „Karin von Schweden“ scheint aus den politischen Zeitumständen der Entstehung der Novelle um 1866 aktualisiert. Die Idee hingegen, die Hintergrunds-Geschichte Gustav Wasas aufzugreifen und dabei König und Königin eine Generation zurück zu versetzen, stammt aus einer anderen Quelle. H.Landsberg wies im Vorwort einer späteren Auflage von „Westwardhome“ darauf hin, dass es von Interesse sei, „Karin von Schweden“ mit Henrik Ibsens historischem Frühwerk „Frau Inger auf Östrot“ zu vergleichen.1

Ibsen gestaltete hier in seinem Frühwerk eine Episode aus dem Kampf Norwegens um Selbstbehauptung gegenüber Dänemark - zeitlich nach der Krönung Gustav Wasas I., 1523 gelegen, als dieser seine Krone gegenüber Aufständischen behaupten musste und dabei auch Norwegen bedrohte. Nach der Absetzung Christians II. hatte der dänische Adel im Dezember 1523 Friedrich I. von Holstein die Krone übertragen.2 Das norwegische Lehnswesen hätte daraufhin ebenso wie der neue König vom Reichsrat bestätigt werden müssen, was zu einem innernorwegischen Machtkampf führte und sich eigentlich bis zu dem Versuch Christians II. 1531/32 hinzog, als er mit Unterstützung der Niederlande und seines Schwagers Karl V. vergeblich versuchte, über Norwegen, das ihn kurzzeitig wieder als König anerkannte, in seine alten Rechte über die drei Länder einzutreten. Erst 1532 wurde er von Friedrich mit Unterstützung Lübecks und Wasas geschlagen und für den Rest seines Lebens festgesetzt. Das Legalitätsproblem der Nachfolge hatte noch einen Seitenaspekt: ein angeblicher Sohn des letzten schwedischen Regenten, Sten Sture, tauchte in Norwegen auf und brachte Gustav Wasa in zusätzliche Schwierigkeiten.3 In diese Affäre verstrickt war Inger Ottersdatter zu Austråt bei Trondheim aus altem norwegischen Adel, die ihre Interessen nicht nur durch eine geschickte Verheiratung ihrer sechs Töchter mit dänischen Reichsräten zu wahren versuchte, sondern heimlich auch für einen Aufstand für Norwegens Selbständigkeit warb.
1Vgl. ders. In: Wilhelm Jensen: Westwardhome. Leipzig: Max Hesse nach 1906, S. 5 f. , wo es um romantische Sentimentalitäten geht, die bei Jensen eher überwunden werden.
2Vgl. Aschehougs Norges Historie. Bind 5, S. 15f-27.

3Vgl. Geijer 1834, S. 58 f.. 68 f.: Dieser war ein Bauernknecht aus Westmanland, den die Dalarner Mittelschwedens unterstützten und der Erzbischof von Trondheim. Er umgab sich in Norwegen mit einem Hofstaat, wurde dort als Betrüger entlarvt und später in Rostock hingerichtet.   

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